Ein bisschen Lumix G9 Erfahrungsbericht muss sein, denn: Mitte 2018 tauschte ich meine gesamte Canon DSLR-Ausrüstung gegen die spiegellose mft-Kamera und kompatible Objektive.
Mit diesem Beitrag möchte ich nun endlich meine Erfahrungen mit dem neuen Kamerasystem in den Blog stellen. Und das, obwohl ich immer noch nicht alle Funktionen der G9 ausprobiert habe. Denn die gar nicht mal so kleine mft-Kamera bietet extrem viele Einstellungen und Funktionen.
Lumix G9: Elektronischer Verschluss, großer Sucher
Was im Vergleich zu meinen damals genutzten DSLRs bei der Nutzung als erstes auffällt, ist der elektronische Sucher. Dieser ist groß und bildet gut ab. Bei extrem schlechten Lichtverhältnissen kommt die Abbildungsleistung dennoch an ihre Grenzen. Es kommt zu einer Schlierenbildung, fotografieren ist aber dennoch möglich.
Der elektonische Sucher reduziert im Vergleich mit einer optischen Variante die Ausschussquote schon vor dem Auslösen, da im Sucher das fertige Bild permanent simuliert wird – vergleichbar mit dem LiveView bei herkömmlichen DSLRs. Eine Belichtungssimulation lässt sich bei Bedarf per Funktionstaste hinzuschalten oder mittels Konstanter Vorschau permanent aktivieren. Änderungen an ISO, Belichtung oder Verschlusszeit sind in gefühlter Echtzeit zu sehen.
Die Spiegellosigkeit ist nicht nur für den Sucher ein Segen. Durch den Wegfall des Spiegels, kann die Lumix G9 nicht nur mechanisch auslösen, sondern auch elektronisch. Und das mit 60 Bildern pro Sekunde. Das ist verdammt schnell. Und weil dabei keine Mechanik arbeitet, geht das Ganze dann auch in lautlos.

Das reduziert die Gefahr, Tiere zu erschrecken (Ansitzfotografie) oder vereinfacht schwierige Situationen (zum Beispiel Wespen im Flug). Diese beiden Punkte haben mich auf Anhieb begeistert. Dass die Vibration durch ein Spiegelklappen nicht vorhanden ist erwähne ich nur beiläufig – so lassen sich Verschlusszeiten nochmal drastisch reduzieren, wenn nötig.
Stabilisierung, Joystick, Focus Peaking
Die Bildstabilisierung der Lumix G9 ist absolut brauchbar. Die Stabilisierungsleistung kann mit kompatiblen Objektiven nochmals erhöht werden – dann ergänzen sich der Stabilisator im Gehäuse mit dem des Objektivs. Das ermöglicht in Kombination mit zum Beispiel dem Panasonic Leica 100-400mm – mein Wildlife-immer-drauf – noch kürzere Verschlusszeiten bei dennoch scharfen Bildern.
Für diese ist auch der Autofous verantwortlich. Der Kontrast Autofokus reagiert in der Standard Konfiguration behäbig und trifft leider relativ oft nicht richtig. In der Dunkelheit kommt das öfter vor. Dafür ist die Lumix G9 mit vielen und über den ganzen Sensor verteilten AF-Punkten ausgestattet, die sich per Touch auf dem klapp- und neigbaren Display oder per Joystick anwählen lassen.
Neben den bekannten Fokusmethoden (automatisch, Gruppen, Punkt) hat Panasonic in der Lumix G9 mit dem neuesten Firmware-Update auch einiges an künstlicher Intelligenz verbaut: Gesichts- und Tiererkennung. Wer den Autofokus nicht nutzen will, fokussiert einfach manuell – dank dem integrierten Focus-Peaking, was in zwei Sensibilitätsstufen zuschaltbar ist, sieht man im Sucher oder auf dem Display farbig die scharfen Bereiche farbig markiert.
Leider klarer Nachteil: Beim Nutzen des kontinuierlichen Autofokus kann nicht durch drehen am Fokusring manuell fokussiert werden. Das kenne ich von Canon und Co. anders. Das es geht zeigt Panasonic mit den spiegellosen Vollformatvarianten der SR Serie. Ich hoffe, dass Panasonic hier mit einem Firmware-Update nachbessert.
Apropos Update: Updates kommen regelmäßig und enthalten in meinen Augen wirkliche Verbesserungen.
4k-/6k-Modi, Rauschreduzierung und Objektivkorrekturen
Die Lumix G9 nimmt Video in 4k auf. Kurze Sequenzen nimmt die Lumix G9 in 6k auf, wenn man den 6k Fotomodus oder den Post-Focus-Modus nutzt. Aus den so entstandenen Sequenzen kann man Einzelbilder (JPG in 6k-Auflösung) entnehmen. So sind relativ einfach Einzelbilder für ein Focus-Stacking erstellt oder die Wespe im Flug scharf abgelichtet, weil man aus dem Vorbeiflug das Bild entnimmt, wo der Fokus genau sitzt.
Bei meinen ersten Nachtaufnahmen war ich direkt nach dem Auslösen überrascht: Die Kamera rechnet Rauschen automatisch heraus, wenn man Langzeitbelichtungen macht. Eine qualitative Beeinträchtigung habe ich noch nicht festgestellt.

Übrigens: Wenn du deine RAWs in zum Beispiel Lightroom entwickelst, wendest du sicher auch Objektivkorrekturen an. Kleine Dateien, die das Bild korrigieren, da durch Eigenarten des Objektivs Verzerrungen oder Vignettierungen entstehen. Das schöne bei der Lumix G9 ist – das gilt nach meinem Kenntnisstand für alle mft-Kameras – ist, dass diese Korrekturen im RAW gespeichert sind und bei Import der Bilder direkt Anwendung finden. Ein Arbeitsschritt entfällt somit.
Gute Akkulaufzeit, zwei (unterschiedlich schnelle?) SD-Slots
Die Akkulaufzeit ist gefühlt gut. Ich habe die Zeit nicht gestoppt oder die Aufnahmen gezählt. Im Vergleich zur Canon EOS 70d ist der Akku schneller leer, aber eine Vormittagstour ist auch mit nur einem Akku machbar. Dazu zu sagen ist, dass das auch davon abhängt, wie oft man das Display nutzt oder mit welcher Bildwiederholrate das Display oder der Sucher arbeiten.
Ich habe drei Akkus (ein Original, zwei Nachbauten). Auf meinen Touren wechsle ich eigentlich immer nur einmal den Akku. Aber – hier wird es wieder sehr subjektiv – ich habe den Finger auch nicht dauerhaft auf dem Auslöser. Wer viele Serienbilder macht, oder viele gleiche Szenen mehrfach aufnimmt freut sich sicher auch über den dritten Akku.
Verwirrt bin ich noch, was die SD-Slots angeht. Die Lumix G9 bietet zwei SD-Einschübe. Auf diese speichert die Lumix G9 exakt das Gleiche oder auch unterschiedliche Datenformate – zum Beispiel RAW auf Karte 1 und JPG auf Karte 2. Aus den diversen Quellen bin ich noch nicht schlau, denn: Man liest, dass nur der zweite Slot die volle Schreibgeschwindigkeit ausreizt. In anderen, kürzlich aufgetanen Quellen habe ich gelesen, dass sich die Geschwindigkeit beider Slots an der Geschwindigkeit der langsameren Karte orientiert, wenn Karten mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten eingelegt sind.
Ich muss das nochmal genauer testen – derzeit habe ich nur eine Karte mit einer hohen Schreibgeschwindigkeit (300MB/s). Im Schacht für die JPG Backups liegt eine Standard 90 MB/s Karte. Du weißt mehr? Dann hinterlasse mir doch dazu gerne einen Kommentar am Ende des Beitrages.
Lumix G9 Erfahrungsbericht: Mein Fazit
Was finde ich gut?
- Den elektronischen Verschluss (lautlos)
- Die doppelte Stabilisierung (1/60 frei Hand)
- Den großen Sucher
- Den Joystick
- Die möglichen hohen Serienbildraten
- Die Modi 4k/6k/Post Focus
- Das vorhandene Focus Peaking
- Die zwei SD-Kartenslots
- Das die Objektivkorrekturen für Lightroom im RAW gespeichert sind
- Die Rauschreduzierung bei Langzeitbelichtungen
- Die relativ lange Akkulaufzeit
Was finde ich nicht so gut?
- Das Bluetooth/WLAN mit meinem Google Pixel 2 immer mal wieder “rumzickt”
- Das höhere Grundrauschen
- Das Bildformat des Sensors ist 4:3
- Dass beim automatischen Fokussieren unter Verwendung mehrerer Fokusfelder relativ häufig Fokusfehler bei schwierigen Situationen auftreten (Vogel in Hecke)
- Das ein manueller Eingriff in die Fokussierung beim kontinuierlichen Autofokus nicht möglich ist
- Das bei Verwendung von mehreren Fokusfeldern das Feld, was scharf gestellt hat nicht gleichzeitig auch als Belichtungsmessfeld dient
- Die höhere Tiefenschärfe gegenüber APSC oder Vollformat
Was habe ich noch gar nicht genutzt?
- Den Preburst Modus
- Den High Resolution Modus
- Das Blenden-Bracketing
- Das ISO-Bracketing
Und du so?
Fotografierst Du auch mit einer Lumix G9? Oder mit einer anderen mft Kamera? Was sind deine Erfahrungen? Lass mir deinen Kommtar da!